Bilder
Die bildnerischen Äußerungen Kuno Lindenmanns weisen diesen als Maler aus, der seine Mittel beherrscht und sie überlegt einsetzt. Ein klar gegliederter Malvorgang kann vom Betrachter übersehen werden. Der Entstehungsprozess, der in seinen einzelnen Schritten sichtbar bleibt, ist Sehhilfe für den Betrachter, der sich im möglichen Nachvollzug einsieht.Lindenmann versucht den Betrachter mit in den Prozess einzubeziehen. Lindenmann liefert kein verschlüsseltes Resultat zur Bewunderung, er führt einen Prozess, der offen läßt und offen macht.
Es ist ihm wichtig, daß das Bild die aufgenommenen Informationen in Mitteilungen umsetzt, die den Betrachter erreichen. Und diese Mitteilungen sollen vermitteln.
Der Prozess als Ganzes wird wichtig, der mehr vermittelt als es das einzelne Ergebnis könnte. Dabei führt er den Prozess als Einführung des Betrachters ins Bild, damit dieser „sich ein Bild machen“ kann. Er will verstanden werden und verstehen machen.
Offen in den Mitteln, überschaubar das Material, sucht er bildnerische Wege für einen Dialog. Lindenmann geht gründlich vor. Er baut in Schritten auf, die nachgegangen werden können, er zeigt im Ganzen einzelne Bestand-Teile. Farbe wird als Pigment ins Bild gebracht und erst dort gebunden, während des Malvorgangs. An der Oberfläche fast ungebundene Pigmente, tastbar wie Erde, rieselt die Farbe aus dem Bild. Die Farbe, kaum fixiert, öffnet sich aus dem Bild, löst sich fast vom Grund, wirkt als schwebe sie vor der Tafel, die sie doch trägt. Steht die Farbe luftig, pudrig zunächst eher vor dem Bild, scheint sie, in tieferen Schichten, am Bild zu haften. Der Bild-Träger selbst scheint, abgesehen vom Rand, mehrschichtig zu sein. Die am Rand noch glatte Tafel ist tief durchfurcht, die Mitteilungen sind wie mit dem Messer hinein geschnitten oder geritzt. Eingegrabene Mitteilungen, wie Figuren ins Eis gefahren. Die Glätte wird genutzt, um klar und scharf zu formen und zu formulieren.
Lindenmann dringt in den Grund ein, als befürchte er, seine „Geschichte“ könne an der Oberfläche bleiben, verwischt und vergessen werden. Er schreibt unter die Haut, er tätowiert. Die überlagernde Farbe, wie Puder über der Wunde, beruhigt das verletzte Bild. Die eingegrabenen Mitteilungen werden durch den Farbstaub konserviert. Die Überlagerung macht nicht vergessen.
Lindenmann ging schon bei seinen Radierungen ähnlich vor.
Die Informationen wurden eingeprägt, eingedruckt, danach die Farbe überzieht und schließt das Bild. Bei den Radierungen wie bei den Bildern kann die Farbe auch verdecken, also manche Teile darunter unscharf machen, oder so zudecken, daß allein die Farbe sichtbar bleibt; die darunter liegende Information kann nur noch geahnt werden. Indem die Farbe das Bild schließt, vermittelt sie im Bild und nach draußen und verweist, trotz ihrer Dichte, auf die ins Blatt oder ins Bild geprägte Information.
Die intensiven Anstrengungen, die Lindenmann unternimmt, sein Bild (seine Bildwelt) zu bewältigen sind beachtlich, die sichbaren Ergebnisse sehr gelungen und überzeugend.
Akademie der Bildenden Künste / Prof. Hans Baschang / München im Oktober 1979
Gutachten für DAAD-Stipendium / Niederlande
O.T., Pigment ungebunden, Siena gebrannt, Acryl, Ölfarbe auf Karton, 200x250 cm, 1980 |
O.T., Pigment ungebunden, Umbra grünlich, Acryl, Ölfarbe auf Karton, 200x250 cm, 1980 |
O.T. GR 22/B, Bildobjekt/Mischtechnik, 117 x 85 cm, 1990 |
O.T. GR 23/C, Bildobjekt/Mischtechnik, 138 x 103 cm, 1992 |
O.T. GR 22/C, Bildobjekt/Mischtechnik, 117 x 85 cm, 1993 |